Boden mit Pflanzen gezielt aufbauen

Humus
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Wir Hobbygärtner und Selbstversorger nutzen, im Ganzen gesehen, eine nicht unerhebliche Fläche zum Anbau von Gemüse und Zierpflanzen. Es hat für das ganze Ökosystem eine große Bedeutung, wie wir mit diesen Flächen umgehen. Mit der gleichen Hingabe, wie man sich um seine Pflanzen sorgt, muss man sich auch mit der Bodenfruchtbarkeit befassen. Wenn Sie eine Fläche neu anlegen oder den Boden verbessern wollen, werden Sie mit den Werkzeugen, die uns die Natur schenkt, die besten Ergebnisse erzielen. Ureigenste Eigenschaft der Pflanzen ist es, Kohlenstoff (CO2) aus der Atmosphäre zu entnehmen um diesen in den Boden zu bringen und so Fruchtbarkeit (Humus) für die nachfolgenden Pflanzengenerationen entstehen zu lassen. Die Natur lebt aus sich selbst mit dem alleinigen Ziel, das Leben zu schützen und zu fördern. Möchten Sie Boden und Klima verbessern, nutzen Sie die Fähigkeiten der Natur, beginnen Sie mit der Veränderung ganz praktisch, fördern Sie das Bodenleben immer dort, wo Sie Einfluss nehmen können. Der entscheidende Punkt ist dabei eine immer währende Durchwurzelung und Bedeckung des Bodens. Dazu werden  Gründüngungspflanzen verwendet. Nicht die Ernte für den Menschen steht im Vordergrund, sondern die Nutzung als Nahrungsquelle für das Bodenleben und die tiefgründige Auflockerung des Bodens ist das Ziel, das mit Gründüngungspflanzen erreicht wird. Pflanzen bringen durch die Wurzelmasse und Wurzelausscheidungen Kohlenstoff aus der Atmosphäre und damit Nahrung für die Bodenbewohner in den Boden. Sie sorgen mit ihrer Grünmasse gleichzeitig für eine ständige Bedeckung der Bodenoberfläche(1).

Bodenaufschluss durch Gründüngung
Wird eine Fläche für den Anbau von Kulturpflanzen vorbereitet, verwende ich als Bodenvorbereitung schnell auflaufende, flach und auch sehr tief wurzelnde Gründüngungpflanzen. Dabei orientiere ich mich an der Arbeitsweise von dem Japanischen Reisbauern Masanobu Fukuoka.(2) Seine Technik kann leider nicht einfach 1:1 auf unsere geographische Lage übertragen werden, da die unterschiedlichen klimatischen Verhältnisse auch einer unterschiedlichen Vorgehensweise bedürfen. Das Grundprinzip, mit der Natur zu arbeiten, ist aber immer gleich. Ist eine Fläche stark mit Beikraut bewachsen, wird bei mir in der Regel Buchweizen in den stehenden Beikrautbestand gestreut und anschließend gemulcht. Das Mulchmaterial, nur abgeschnitten und nicht zerkleinert, aber locker kreuz und quer verstreut, bildet eine Decke aus Grünmasse, die aussieht wie frisch ausgebreitetes Gras beim Heu machen. Unter dieser Decke keimt der Buchweizen und wächst durch die Mulchschicht, so dass sich eine schnell schließende Pflanzendecke bildet. Kommt nun die Kulturpflanze auf die Fläche, wird der Buchweizenbestand abgemäht, bleibt wiederum als Mulch liegen und unterdrückt den Beikrautbewuchs. Das ist wie in der freien Natur. Dort erfolgt die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit durch eine sich immer ständig erneuernde Bodenbedeckung. Genau das machen wir mit dem System aus Gründüngung und Mulchschicht auch. Ein Kreislauf von Aufwachsen und Absterben der Pflanzen sorgt für die ständige Reproduktion der Nährstoffe und bietet Nahrung für das Bodenleben. Ein weiterer Vorteil der Zwischenfrucht und Mischkulturpartner ist eine Art Platzhalterfunktion, wodurch das Auflaufen unerwünschter Beikräuter verringert wird. Gründüngungspflanzen drängen nicht nur die unerwünschten Begleitpflanzen zurück, sondern bereiten auch den Boden für die Kulturpflanzen vor und können einen Beitrag zur Bodenhygiene leisten. Allerdings ist bei manchen Beikräutern, wie z.B. der Quecke, Geduld und Durchhaltevermögen gefragt. Wild wuchernde Pflanzen, manche sagen auch Unkraut dazu, haben die Aufgabe, Bodenschäden zu reparieren und Fehler in der Bodenbearbeitung auszugleichen. Sind die Unstimmigkeiten in der Harmonie des Bodens beseitigt, verschwinden auch die hartnäckigsten Begleitpflanzen, so dass die Kulturpflanze wachsen und gedeihen kann. Gründüngung dient nicht nur als Bodenbedeckung und Futter für das Nahrungsnetz im Boden, sondern stellt mit ihren Wurzeln auch ein mächtiges Werkzeug zur Bodenlockerung dar. Sie haben durch verschiedene Pflanzeneigenschaften auch verschiedenste „Werkzeuge“ an der Hand. Wie immer in der Natur ist eine entsprechende Mischung der Pflanzen am effektivsten, denn Pflanzen arbeiten in der Gemeinschaft der  Diversität. Die Kombination von flach- und tiefwurzelnden Pflanzen, unter denen sich einige Leguminosen befinden sollten, ergibt die beste dauerhafteste Versorgung der Kulturpflanzen mit Nährstoffen. Ein weiterer Vorteil der Biomasse aus den Gründüngungspflanzen sind die Nährstoffe, die das Wurzelsystem an die Oberfläche bringt.

Grafik1

Ohne den Weg über tief reichende Wurzeln der Gründüngungspflanzen wären viele Nährstoffe für unsere Kulturpflanzen nicht nutzbar oder sogar durch Auswaschungen ganz verloren. In der Biomasse der Gründüngungspflanzen sind Mineralstoffe, Kohlenstoff, Stickstoff, Spurenelemente usw. gespeichert. Diese Bestandteile des Mulchmaterials werden vom Bodenleben als Nahrung genutzt. Mit der im Boden verbleibenden Wurzelmasse der abgeernteten Pflanzen finden viele Mikroben eine Lebensgrundlage. Mit tief gehenden Wurzeln kann sich der aktiv belebte Bereich in tiefere Bodenhorizonte ausdehnen. Eine besondere Funktion in diesem System haben Leguminosenpflanzen durch ihre Eigenschaft, Luftstickstoff(N) in den Boden einlagern zu können. In ihren Wurzelknöllchen können sie Stickstoff (N) speichern, so dass er zum Teil den Folgekulturen oder Mischkulturpartnern zur Verfügung steht. Die Kombination von Holzkohle mit Leguminosen ist eine sehr interessante Kombination um Luftstickstoff(N) im Boden zu fixieren. Sterben die Leguminosenpflanzen ab, wird ein Teil des gespeicherten Stickstoff(N), der nicht gleich von anderen Pflanzen aufgenommen wird, wieder freigesetzt. Durch die hohe Absorptionsfähigkeit der Holzkohle wird  freier Stickstoff(N) gebunden, somit entweicht weniger aus dem Boden, was zu mehr  Stickstoff(N)- Vorrat führt. (3) Verwendet man auch zum Mulchmaterial Holzkohle, werden viele Nährstoffe langfristig gebunden, die sonst evtl. durch Auswaschung verloren gehen würden. Mikroben, die die Holzkohleoberfläche besiedeln, stellen einen zusätzlichen Speicher lebender Biomasse dar(4). Diese lebende Biomasse wird von den Pflanzen wieder als Nahrungsquelle genutzt. Nun möchte ich Ihnen einige Gründüngungspflanzen vorstellen, mit denen ich bisher gute Erfahrungen sammeln konnte. Um Wachstumsdepressionen zu vermeiden sind die Gründüngungspflanzen in die Furchtfolge mit einzuplanen. 


Buchweizen läuft sehr schnell auf, das Saatgut ist leicht zu ernten, er bringt schnell Biomasse und verdrängt andere Pflanzen. Er ist selbstverträglich und friert im Winter ab. Sonnenblumen  wurzeln tief und liefern Winternahrung für die Vögel. Sie fördern die Mykorrhiza Bildung.
Weißklee ist eine Luftstickstoff(N) fixierende Pflanze. Er füllt den Wurzelraum zwischen Pflanzen mit tief gehenden Pfahlwurzeln.
Wicken sammeln Luftstickstoff(N)  und verbessern die Krümelstruktur. Sie sind Tiefwurzler  mit einer guten Vorfruchtwirkung. Wicken liefern viel Mulchmaterial.
Ackerbohnen sind Stickstoffbildner und erreichen mit ihren  Pfahlwurzeln bis zu 1,5m Tiefe.
Ölrettich wurzelt tief und schafft durch seine Wuchsform kegelförmige Hohlräume im Boden.
Senf ist ein schneller Bodendecker, der viel Grünmaterial liefert.

Von vielen dieser Pflanzen können Sie als Gärtner selbst Saatgut gewinnen oder die Pflanzen verbreiten sich von alleine in Ihrem Garten. Bei konsequenter Anwendung der natürlichen Möglichkeiten werden Sie ein sich selbst tragendes Kreislaufsystem schaffen, das alles beinhaltet, was Sie für die Erzeugung hochwertigster Lebensmittel benötigen. Durch die Kräfte der Natur verbessern sich im Stoffkreislauf die Qualität des Bodens und damit die Vitalität der Pflanzen und letztendlich die des Menschen von Jahr zu Jahr.

Quellen:

1) Kurt Kretschmann und Rudolf Behm: Mulch total / OLV 2017 ISBN-10: 3922201180

2) Fukuoka: Der Große Weg hat kein Tor / Pala-Verlag 2013
3) Biological nitrogen fixation by common beans (Phaseolus vulgaris L.) increases with bio-char additions / Lehmann et al. / Bio Fertil Soils (2007) 43:699-708

4) Organic coating on biochar explains its nutrient retention and stimulation of soil fertility / Nature Communication 8, Artikel number: 1089 (2017)

Graphik :

1) Hans Söhl: Pflanze als Nährstoffpumpe

Danke für diese verständliche und plausible Erklärung, wie und warum wir Anfänger mit unseren Gärten umzugehen lernen sollen.
Als Großstadtkind hat man diese Erfahrungen auch nicht selbst gelernt..
Da uns die Pandemie noch immer fest im Griff hat und wir immer mehr auf das Wesentliche im Leben zurüchversetzt werden, sind solche Beiträge für jeden nachdenkenden Leser essenziell.
Je mehr MItbürger sich als Bewahrer der Natur und ihrer Möglichkeiten bewusst werden, um so mehr werden die Tips und Ratschläge angenommen und im Selbstversuch ausprobiert.
Zum Wohl der Natur, als Segen für die tierischen Mitbewohner und in gefühlter Verbundenheit mit der uns umgebenden Umwelt.
Es macht Freude, die ersten zaghaften Erfolge zu erleben. gesundes Gemüse zu ernten, Insekten und bestäubende Bienen bei der Nahrungsaufnahme beobachten zu dürfen, Vögel, Igel, Nattern, Fledermäuse, Eidechsen, ja sogar Füchse, Dachse, Marder, verschiedene Mäuse, alles findet wieder ein zu Hause, auch wenn sie in einem kleinen Garten nicht allzu großzügige Möglichkeiten vorfinden.
Meine große Freude wäre, wenn immer mehr Menschen diesen neuen Umgang mit der Natur schätzen, achten lernen und sich immer wohler dabei fühlen.

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