Die Hochbeeterde ist zusammengesackt – und was jetzt?

Natürlich Leben
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Sie haben Ihr Hochbeet nach allen Regeln der Kunst gefüllt und bepflanzt. Alles wächst und gedeiht.

Doch nun am Ende der Saison ist das Bodenniveau im Hochbeet deutlich abgesunken. Setzungen von 30 bis 40 cm sind keine Seltenheit.

Ist das Beet abgeerntet, soll nun die abgesunkene Erde wieder nachgefüllt werden.

Sie haben jetzt zwei Möglichkeiten und eine dritte:

  1. Zum Baumarkt fahren und Hochbeeterde kaufen (die schlechteste Option)
  2. Mit selbst hergestellter Erde auffüllen (meist zu wenig Material)
  3. … und die dritte, die verrate ich Ihnen gleich.

Häufig findet man folgende Szene: Der Rasen wird gemäht und die Sträucher werden zugeschnitten. Ist man damit fertig, wird das ganze Schnittgut in großen Wannen verstaut oder in einen kleinen Anhänger geladen und zum Wertstoffhof gebracht. Das nennt man dann Entsorgung!

Beim Rückweg fahren wir mal schnell am Baumarkt oder Kompostwerk vorbei und holen uns Hochbeeterde zum Nachfüllen. Das nennt man dann Besorgung.

Nein, so nicht! Da gibt es was Besseres.

Sie können ein Hochbeet alleine mit Ihren eigenen Gartenmaterialien immer wieder auf das gewünschte Niveau bringen und gleichzeitig die volle Ertragsleistung erhalten.

Ein System zu nutzen, das regenerativ statt nur nachhaltig ist, bringt richtig Power ins Beet.

Durch die Verwendung von Materialien aus dem eigenen Garten wissen Sie auch, was drin ist in Ihrem Hochbeet. Schließlich werden die Inhaltsstoffe der Hochbeetfüllung zu den Inhaltsstoffen Ihrer Pflanzen und letztendlich zu Bestandteilen Ihres Körpers. Vom Hochbeetkörper über den Pflanzenkörper zum Humankörper….

Für die Qualität Ihrer eigenen Lebensmittel ist es entscheidend, wie der Gartenboden bzw. die Hochbeeterde zusammengesetzt ist.

Die gute Nachricht ist, Sie haben alles, was Sie für eine hochwertige Erde benötigen, in Ihrem Garten.

Bei der Verwendung von Materialien ausschließlich aus dem eigenen Garten schaffen Sie einen nie endenden Kreislauf der Bodenbildung.

Fangen wir mal mit den Sträuchern an.

Beim Schneiden der Gartensträucher fällt holziges Material an, das viel Kohlenstoff enthält und auch noch grünes Laub. Dabei ernten Sie die Nährstoffe, die im Holz und im grünen Laub stecken. Die jungen holzigen Triebe sind sehr nährstoffhaltig. Wird das frisch geschnittene Strauchmaterial auch noch im Gartenhäcksler zerkleinert, findet durch die große Oberfläche eine zügige Zersetzung statt und die Nährstoffe stehen den Bodenmikroben und den Pflanzen schnell zur Verfügung.

Im frischen Pappellaub z.B. ist viel Stickstoff (N) enthalten und in manchen Weinsorten ist der Borgehalt in den Blättern hoch.(1)

Mit dem Rasenschnitt erhalten Sie weiteres stickstoffreiches Material(2) und mit dem Strauchschnitt den benötigten Kohlenstoff für die Humusentstehung.

Abbildung 1  Querschnitt der Hochbeetnachfüllung

Die Abbildung1 zeigt den prinzipiellen Aufbau der Schichten und Reihen im Hochbeet.

Gehen wir jetzt die einzelnen Schritte gemeinsam durch.

Rasenschnitt als Rillenfüllmaterial kompostieren

Werden die Materialien im richtigen Verhältnis gemischt, entsteht durch den Rotteprozess beste nährstoffreiche Erde. Während der Verrottung werden viele Nährstoffe freigesetzt, die den Pflanzen im Beet zur Verfügung stehen. Im weiteren Verlauf des Rottevorgangs entsteht neuer Humus. Nimmt man diese neu entstandene Hochbeeterde in die Hand, fühlt es sich wie ein weicher, samtartiger Stoff an.

Man kann nun das C:N (Kohlenstoff : Stickstoff) Verhältnis ganz kompliziert berechnen oder sich auf bewährte Erfahrungswerte verlassen.

Im folgenden Bild ist das passende Mengenverhältnis optisch dargestellt.

Abbildung 2 Mengenverhältnis des Nachfüllmaterials

Bei der Kompostierung in Schichten wird nach diesem Schema ein Lagenkompost angelegt. Mit jedem Rasenmähen entsteht eine neue Lage, ähnlich wie beim Mulchen im Beet.

Diese Zusammensetzung hat sich nicht nur bei der Hochbeetnachfüllung bewährt, sondern auch generell bei der Kompostierung von stickstoffreichen, frischen Materialien. Die dabei entstehende Erde kann für alle Anwendungen im Garten eingesetzt werden. In unserem speziellen Fall werden damit die Pflanzenreihen aufgefüllt.

Gibt man noch die passende Menge Pflanzenkohle zur Mischung dazu, entsteht die begehrte schwarze Erde, die Terra Preta, von ganz alleine.

Die Ausgangssituation:

Im Frühling oder nach der Ernte ist die Hochbeetfüllung in sich zusammen gesackt. Oft setzt sich das Hochbeet um 30 bis 40cm.

Als erster Schritt wird das Hochbeet freigeräumt und der ganze Bewuchs samt Beikräuter entfernt.

Nun werden die Formbleche (Pflanzrillenformer) gleich in den passenden Pflanzabständen in das ausgeräumte Hochbeet eingelegt.

Die Mischung aus Grasschnitt, Strauchschnitt und Pflanzenkohle wird nun in das Beet gegeben und zwischen die Pflanzrillenformer eingefüllt und festgedrückt.

Beim Einfüllen des Materialgemisches kommen noch ca. 1 bis 2 Liter/m² reifer Kompost, idealerweise Wurmkompost, als Starter für den Rotteprozess dazu.

Sind Sie glücklicher Besitzer eines Wurmkomposters, haben Sie mit dem Wurmkompost einen hochwertigen Starter an der Hand, denn mit dem Wurmkompost transportieren Sie die optimale Mikrobiologie, die für den Rottevorgang benötigt wird, in das Nachfüllmaterial.

Jetzt können die Formen entfernt werden.

Das Mengenverhältnis in der Mischung sollte in etwa dem Mengenverhältnis wie in Abbildung2 dargestellt, entsprechen.

Aus dem Gras- Strauchschnittgemisch entstehen formstabile Rinnen, in die nun Pflanzerde gefüllt wird.

Um eine ausreichende Wasserversorgung für die Pflanzen und die Mikroben in der Füllung sicherzustellen, wird vor dem Einfüllen der Erde alles angegossen. Die Rillen werden nach dem Wässern mit voll ausgereiftem Kompost bzw. Gartenerde aufgefüllt und eingesät bzw. bepflanzt.

Die nun stark reduzierte benötigte Menge an Gartenerde können Sie mit den Restmaterialien, die in Ihrem Garten anfallen, wie in Abbildung2 dargestellt, selbst herstellen.

Die Saat ist aufgegangen…………..

Interessant sind auch noch die Zusatzfunktionen des Füllmaterials aus Grasschnitt und Strauchschnitt.

Im grünen frischen Material ist viel Wasser enthalten, da die Trockenmasse bei ca. 80% liegt.

Aus diesem Material entsteht eine Art Schwamm, der Gießwasser hervorragend speichern kann.

Das Wasser sickert schnell in das Füllmaterial ein und verringert damit die Verdunstung.

Auch der Temperaturhaushalt wird ausgeglichener.

Das Füllmaterial legt sich wie ein Pullover um die Erdenfüllung in den Rinnen.  In der Grasstrauchschnittfüllung steigt die Temperatur durch die Verrottungswärme etwas an und ist damit vor allem im Frühling eine zusätzliche Wärmequelle für die jungen Pflanzen. Das hilft zu Beginn des Gartenjahres den Pflanzen, die noch kühlen Nächte besser zu überstehen.

Dieses System der Beetvorbereitung können Sie auch bei unseren No-Dig Beeten anwenden.

Kurzer Weg zur Terra Preta

Im Laufe des Gartenjahres verrottet die eingefüllte Mischung und sackt wieder zusammen. Der Vorgang wiederholt sich. Beim erneuten Nachfüllen wird jedoch die neue Rinne mit der Gartenerde um ein Stück versetzt angeordnet. Die Rinne mit der Gartenerdenfüllung wird über der vorherigen Grasschicht aufgebaut. In Verbindung mit der Pflanzenkohle bzw. Holzkohle entsteht damit im Laufe der Zeit eine lockere humose schwarze Erde – die Terra Preta Nova, die „Neue Schwarze Erde“. Die Terra Preta Nova breitet sich über den ganzen Querschnitt des Hochbeetes aus.

Somit schaffen Sie mehr als nur Nachhaltigkeit. Sie schaffen eine Erneuerung, eine Regenerativität.

Noch ein Grund, ein Hochbeet im Garten aufzubauen und seine eigene Selbstversorgung zu erweitern: Ein sich erneuernder Prozess entsteht, ein Prozess, der neue Erde aus Ihren Gartenmaterialien bildet, Humus entstehen lässt und somit auch zur CO2 Bindung beiträgt.

Das ist aktiver Klimaschutz durch Humusaufbau!

Alles, was Sie dazu brauchen um Ihre Selbstversorgung zu erweitern und sich damit unabhängiger zu machen, finden Sie bei mir im Shop.

Füllform – Nachfüllsystem für Ihr Hochbeet

Hochbeete – Hochbeete, die für die „Ewigkeit“ gebaut sind!

Gartenbeet ohne umgraben – Dieses System der Hochbeetnachfüllung können Sie auch als Beetvorbereitung bei unseren No-Dig Beeten anwenden.

Pflanzenkohle selbst herstellen – Geräte zur Herstellung von Holzkohle bzw. Pflanzenkohle.

Allzeit gute Ernten wünscht Ihnen

Hans Söhl

         

Quellen:

  1. Diplomarbeit Thomas KOSEL 2021 (Der Einfluss des Bodens auf die mineralischeZusammensetzung des Weins)
  2. Rasenschnittgut – „Fluch oder Segen“ (Bocksch 2006) Rasenschnittgut – Nährstoffe

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